Plot – Grundpfeiler deiner Geschichte
Für Schreibanfänger gibt es kein Thema, das so starke Kopfschmerzen auslöst wie der Plot und alles, was damit zusammenhängt. Es gibt gefühlt so viele Methoden wie Sand am Meer und jeder alteingesessene Autor hat dazu eine eigene Meinung. Dann wäre da auch noch die Unterscheidung in #TeamPlotter und #TeamPantser und jede einzelne Stufe dazwischen. Und die Planung gibt es dann ja auch noch … Wie hängt das alles zusammen? Darüber wollen wir in den nächsten Artikeln reden. Die Reihe endet damit, dass ich jede einzelne Methode vorstelle und euch Tipps dazu gebe, wie ihr entscheidet, welche am besten zu eurem Roman passt. Da dieses Thema so umfassend ist, werde ich die Beiträge dazu alle zwei Wochen posten und mich zwischendurch anderen Themen widmen. Los gehts!
Was ist ein Plot und wie unterscheidet er sich von der Story?
Der Plot ist das Skelett unserer Geschichte, er ist nicht die Geschichte, die Person, die dieses Skelett umhüllt. Im Prinzip ist der Plot das Gerüst, auf dem wir die Handlung unserer Geschichte aufbauen.
Story: Erzählt chronologisch, was in einer Geschichte passiert.
Plot: Zeigt dem Leser mit bestimmten Szenen, wie die Geschichte erzählt wird.
Das bedeutet, dass ein Autor sich darüber Gedanken macht, wie er seinen Lesern die Geschichte am besten präsentiert, denn die ganze Story werden wir nie erfahren. Das fängt schon mit der Auswahl der Perspektivfigur an. Sie bestimmt, was überhaupt erzählt wird. Was sie nicht weiß, erfährt auch der Leser nicht, dadurch kommt es auch nicht in den Plot. Dieser muss auch nicht chronologisch aufgebaut sein. Durch Rückblicke und Erinnerungen (Ob eingebettet in die Handlung oder verpackt in einen Dialog spielt keine Rolle), geben dem Leser einen Blick in die Vergangenheit. Und mit Vorausdeutungen legt sich ein Hauch Zukunft über unsere Story. Dabei umfasst die Handlung nur die aktuellen Geschehnisse, der Plot erzählt sie aber, indem er Ereignisse einbaut, die längst passiert sind. Es werden Bezüge zu anderen Szenen, anderen Bänden einer Reihe hergestellt und Assoziationen aufgebaut, die Gefühle in den Lesern wecken. Das kleine unwichtige Detail vom Anfang erhält am Ende der Story eine entscheidende Bedeutung und das durch den Plot.
Der Unterschied zwischen Planung und Plot
Zur Planung eines Romans gehören noch mehr Elemente als der Plot. Die Charaktere, Handlungsabläufe, die Welt (besonders wichtig in Fantasy- und Sci-Fi-Geschichten), die Vorgeschichte, die zum Roman geführt hat und schließlich auch die trockenen Informationen, die wenigstens grob im Kopf des Autors sein sollten, bevor er in die Tasten haut (Genre, Sub-Genre, Umfang, Kernthema, Hauptkonflikt, …). Nehmen wir all diese Informationen zusammen, ist das die Planung unseres Romans. Im Plot legen wir nur fest, wie wir die Geschichte erzählen.
Plotter vs. Pantser
Ich kenne genug Autoren, die arbeiten mit einem Grundgerüst oder einem Exposé, hangeln sich zwar am roten Faden entlang, entdecken aber mit ihren Charakteren die Story. Das sind die Bauchschreiber. Auf der anderen Seite stehen die Plotter, die jede Szene durchgehen, notieren, an welchem Setting sie spielt, welche Stimmung erzeugt werden soll, was das Ziel des Protagonisten ist und in welchem Konflikt er steckt. Erst danach schreiben sie.
Pantser:
Die Bauchschreiber.
Sie haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was sie brauchen, um mit einem Roman zu starten. Einige haben eine Idee und setzen sich sofort ran, andere brauchen wenigstens die wichtigsten Figuren und der dritte wenigstens ein Exposé mit den wichtigsten Meilensteinen der Story. Doch eins haben sie gemeinsam: Sie wollen ihre Geschichte entdecken. Meist sind sie entweder schnell gelangweilt oder ungeduldig und das, was sie interessiert, ist das Schreiben der Story.
Die meiste Zeit meines Autorenlebens war ich eine Bauchschreiberin. Zuerst hatte ich keine Ahnung von Plotmethoden und dem Schreibhandwerk, später war ich so ungeduldig, dass ich mich nicht hinsetzen wollte, um die Meilensteine meiner Story auszuarbeiten. Ich habe einfach drauflosgeschrieben. Und das ist mir dann im Lektorat jedes Mal um die Ohren geflogen. Es gab nur zwei Romane, in denen ich beim Lektorat kaum etwas zu tun hatte: Mein Verlagsdebüt Silver Lane: Nur einen Sommer lang und mein neuestes Buch Nur dieses eine Leben. Beim ersten lag es am ausgiebigen Plot, bei Letzterem daran, dass ich mich bei der Überarbeitung so richtig reingehängt habe und ziemlich viel streichen / umschreiben musste.
Jeder Autor, der sagt, er plotte nicht und schreibt trotzdem saubere Rohfassungen, irrt sich, davon bin ich überzeugt. Denn nicht nur, wer sich mit Zettel und Stift oder dem Laptop hinsetzt und seine Story ausarbeitet, plottet, sondern auch alle, die im Kopf Szenen durchgehen, verwerfen oder ausbauen. Bei einigen Autoren läuft während des Schreibens ein ganzer Film ab, sie visualisieren jede Szene. Auch da entstehen Verknüpfungen und Bezüge. Auch das ist Plotten.
Plotter:
Die Detailversessenen.
Für den Roman, den ich als Nächstes schreibe, habe ich die Seiten gewechselt. Ich habe mich tatsächlich auf den Hosenboden gehockt und jede Szene geplant. Erst mal nur grob. Aber vor jeden Schreibtag schaue ich mir jede Szene an und baue sie noch einmal aus, bevor ich mich ans Manuskript setze. Warum? Zum einen, weil ich überarbeiten absolut nicht leiden kann. Als Pantser gibt es in diesem Schritt zu tun. Plotten reverse sozusagen. Worauf ich eben keine Lust habe. Dieses Mal soll es eine möglichst saubere Rohfassung werden. Der zweite Grund ist noch einfacher: Weil ich von mir selbst genervt bin. Bisher habe ich mich aufs Lektorat verlassen und einfach gemacht. Plotholes, Logikfehler und alles andere wird die Lektorin schon richten (es tut mir so leid!), doch diesem Mal will ich besser sein und niemandem zusätzliche Arbeit aufhalsen. Deshalb habe ich mich fürs Plotten entschieden (wie genau ich dabei vorgehe, zeige ich euch am Ende dieser Beitragsreihe).
Ich kenne jetzt also die Details meiner Story, habe zwei Nebenstränge, die wunderbar mit der Haupthandlung harmonieren und stelle Bezüge her, die ich schon in Band eins und zwei der Reihe gestreut habe. Das fühlt sich verdammt gut an, richtig rund, als würde alles ineinandergreifen.
Wie viel Plot brauche ich für meine Geschichte?
An diesem Punkt scheiden sich die Autorengeister (deshalb auch die ewige Diskussion zwischen Plottern und Pantsern). Ich habe dazu eine klipp und klare Meinung: Wenn ich weiß, was auf Seite 279 passieren soll, kann ich von Seite 1 Hinweise auf das in die Handlung streuen, was passieren wird. Natürlich lässt sich einiges davon auch im Nachgang bei der Überarbeitung einbauen, aber nicht immer. Und ein paar neue Ideen vielleicht nur, wenn ihr die Handlung komplett umwerft. Für mich tut es gut, zu wissen, dass ich meine Leser an die Hand nehme, ihnen Details zeige und Hinweise gebe, die sich erst später aufklären. Oder Bezug zum ersten Band der Reihe nehme und damit ein Gefühl von Stimmigkeit erzeuge. Ich weiß bei jeder Szene, welche Funktion sie hat und wofür ich sie brauche. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass jedes gute Buch einen Plot braucht, aber umso mehr, je komplexer die Story, je mehr Perspektivfiguren und Handlungsstränge es gibt, umso wichtiger wird ein detaillierter Plot. Aber dazu in zwei Wochen mehr.
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